Als Vermieter

Bestäuber brauchen nicht nur ein reichliches Buffet, sondern auch eine sichere Unterkunft.

Herbergen für die wilden Cousinen

Die wilden Cousinen der Honigbienen leisten als Bestäuber einen großen Beitrag zur Vielfalt in deinem Garten. Sie sind dabei um einiges friedliebender als ihre Verwandten – viele haben gar keinen Stachel. Also die perfekten Bewohner für Balkon und Garten. Erschaffe auch du ein neues Bienen-Heim!
Damit die kleinen Nektarsammler sich bei dir richtig wohlfühlen, gibt es, wie für jeden guten Hausbau, ein paar Voraussetzungen:

1. Es sollten Futterpflanzen in der Nähe sein, die zu dem Lebenszyklus der jeweilig geförderten Art passen.
2. Das richtige Baumaterial sollte verwendet werden wie z. B. Lehm, Erde oder Totholz.
3. Es muss auf einen günstigen Standort geachtet werden – die meisten Arten lieben es sonnig, trocken und südlich ausgerichtet, nur für Hummeln gilt: so kühl und schattig wie möglich.
4. Nisthilfen sollten fest verankert werden.
5. Man sollte Verletzungsmöglichkeiten der Bewohner vermeiden, indem z.B. Schnittkanten und Einflugslöcher glatt geschliffen werden.

Welche Wohnart wird benötigt?

Biene ist nicht gleich Biene und Wespe nicht gleich Wespe. Vor allem die Unterscheidung in solitäre und staatenbildende Arten ist wichtig, um die Bedürfnisse der Arten auch bei der Wahl des Nistplatzes besser zu verstehen. Die verschiedenen Lebensweisen der einzel lebenden und der sozialen Wildbienen haben wir hier näher vorgestellt. Über Wespen und ihren unterschiedlichen Lebensentwürfen kannst du hier weitere Details finden.

Solitäre Bestäuber

Bienen und Wespen, die keine Völker haben, sondern bei denen jedes Weibchen selbst für kleiner Nester ihrer Brut sorgen, nennt man solitär lebend. Die überwiegende Mehrzahl von ihnen nistet im lockeren, sandigen Erdboden, gerne in den Fugen von Steinen/Fliesen, einige Arten im klassischen “Hotel”, andere in markhaltigen Stängeln. Sind die Bedingungen gut, bilden sich v.a. bei den Erdnistern oftmals kleine Kolonien. Sie mögen es sonnig und können mit diversen Maßnahmen gut durch uns unterstützt werden.

Staatenbildende Bestäuber

Hummeln und soziale Wespen bilden Völker. Sie können also nicht in engen Röhrchen oder Gängen nisten, sondern brauchen für ihren Staat ein größeres Raumvolumen. Während Wespen meist aus Pappmachée ihr eigenes Nest bauen, sind Hummeln auf die Vorarbeit anderer Arten angewiesen. Sie nutzen Erdlöcher von Mäusen, Höhlen von Eichhörnchen, graben sich im lockeren Komposthaufen ein oder besiedeln einen Vogelnistkasten. Hummelnester müssen vor Überhitzung geschützt werden.

Solitäre Stängel-Liebhaber

Einfach ist es, häufigen Arten wie Mauerbienen, Löcherbienen oder Lehmwespen waagerechte Niststängel anzubieten oder entsprechende Bohrlöcher. Schnitt-/Bohrkanten immer schön glattschleifen, damit die Flügel der Besucher nicht beschädigt werden!

Holz mit Bohrungen

  • abgelagert und unbehandelt
  • vorzugsweise Laubholz (harzt nicht)
  • Bohrungen in Längsholz mit 1 – 2 cm Abstand zueinander
  • nicht ins Stirnholz bohren, sondern quer zu den Jahresringen (verringert Rissbildungen und Verschimmelungen der Brut)
  • Bohrunglöcher sind optimalerweise zwischen 3 und 9 mm breit
  • die Tiefe der Bohrungen sollen mind. 10 x so groß wie die Breite des Lochs

Hohlstängel wie Bambus und Reet

  • benutze intakte, durchgängige Stängel
  • Reet mit einer Gartenschere schneiden, Bambus mit einer feinen Säge
  • Stängel sollten am Ende verschlossen sein. Dafür entweder die natürlichen Verdickungen (Knoten) der Stängel geschickt nutzen oder die Röhrchen in eine Lehmrückwand stecken bzw. mit lösungsmittelfreiem Holzleim an einer Holzrückwand festkleben

Wer da alles so zu Gast kommen könnte und was du sonst noch wissen musst, findest du hier!

Erde und Holz

Das ist zu beachten, wenn man weitere Nistmöglichkeiten anbieten will:

Erde

  • trocken und sandig
  • gut besonnt
  • hier nicht umgraben oder den Boden andernweitig stören
  • gar nicht bis schütter bewachsen
  • einige Dornenzweige (z.B. Brombeer) locker darüber gelegt, macht die Stelle für Katzen und andere Tiere weniger attraktiv

 

Holz bietet vielen Arten Schutz und einigen auch Nistmöglichkeiten.

Totholz

  • sonnig und trocken gelagert
  • senkrecht anbieten
  • Holzbienen können selbst Nistgänge ins Holz fressen und bevorzugen tote Obstbäume dafür

Pflege klassischer Nisthilfen

Wenigstens einmal im Jahr solltest du deine Nisthilfe durchsehen und mögliche Schäden beheben, um die weitere Funktion zu gewährleisten.

Bei allen Aktivitäten an der Nisthilfe ist es wichtig, behutsam vorzugehen. Besonders in den ersten Wochen nach frischer Brutaktivität (zwischen März und September geschieht das i.d.R.) darf das Hotel keinen Erschütterungen ausgesetzt werden. Bieneneier können von ihrem Pollenvorrat kullern und die daraus schlüpfenden Larven verhungern.

Unsere Pflegetipps:

Holznisthilfen

  • Bei zerbrochenen oder nicht vollständig verschlossenen Nestabschlüssen sollte das Holzstück erneuert werden oder mit einem Schraubenzieher gesäubert werden.
  • Wenn die meisten Verschlüsse intakt sind, braucht nichts unternommen zu werden.

Stängelnisthilfen

  • Harte Stängel (beispielsweise Bambus) sollten mit einem Schraubenzieher gesäubert werden.
  • Weiche Stängel sollten erneuert werden, wenn sie anfangen zu zerfasern.

Lehmnisthilfen

  • Herausgebrochenes kann durch eine Maurerkelle wieder hinzugefügt werden.
  • haben die längste Erhaltungsdauer

Nisthilfen-Reinigung

Grundsätzlich sollten die Verschlüsse der Nistgänge nicht aufgekratzt oder sogar aufgebohrt werden, um die Nistgänge zu reinigen. Denn die verschiedenen Bienenarten leben zu unterschiedlichen Jahreszeiten und somit kann es sein, dass doch noch Nachwuchs schlüpft, obwohl es den Eindruck macht, es wäre kein Leben im Hotel. Es kann jedoch passieren, dass Bienen in einem ihrer Entwicklungsstadien sterben und somit nicht mehr dazu kommen, den Nistgang zu öffnen.

Dieser Tipp schafft Abhilfe: Im ersten Winter nach Aufstellung der Nisthilfe können die im letzten Jahr verschlossenen Gänge vorsichtig (z.B. in Gelb) markiert werden. Hierfür sind vor allem kräftige Wasserfarben und ein feiner Pinsel optimal, denn auf dem oft purösen Nestverschluss sollte keinesfalls Druck ausgeübt werden. Dort, wo die Brut intakt ist, durchbricht sie im kommenden Jahr diese Verschlüsse und schlüpft. Neue Nester werden parallel wieder angelegt und es wäre ohne die Markierung aus dem zurückliegenden Winter unklar, was alte und was neue Nester sind. Wenn man nun im nächsten Winter die Nisthilfe nochmals prüft und immer noch gelbe Markierungen vorhanden sind, wird klar, dass diese Nachkommen nicht mehr schlüpfen, man kann sie vorsichtig reinigen.

Für die Reinigung eigenen sich kleine Bürsten für Glas- oder Metallstrohhalme. Zwingend notwendig ist die jährliche Reinigung der Röhren nicht. Man kann bei der Prüfung im zweiten Winter gelben Verschlüssen auch erst noch belassen, denn einige Bienenarten räumen selbstständig Röhren frei und reinigen sie vor ihrer eigenen Nutzung. Neu hinzugekomme Verschlüsse könnten dann mit einer zweiten Farbe (z.B. Blau) markiert werden, so behält man das Alter von Nistplätzen im Blick. Alle 2-3 Jahre könnte durch eine Reinigung das Wildbienenhotel in Betrieb gehalten und der Nistplatzverlust minimieren werden.

Gasthäuser für weitere Helfer

Nicht nur die Bienchen brauchen ein Häuschen, auch weitere Nützlinge wie Marienkäfer und Schmetterlinge. Und auch diese helfen bei der Gestaltung deines Gartenparadieses. Marienkäfer sind zum Beispiel Pflanzenschützer, indem sie sich von Läusen ernähren und die Pflanzen somit davon befreien. Schmetterlinge sind wie auch Bienen Bestäuber und helfen deinen Pflanzen bei der Vermehrung. Also erschaffe auch für sie ein neues Zuhause!

Wir haben im folgenden einige Bauanleitungen zusammengestellt, die als unterschiedliche Bestäuber- und Nützlingsunterkünfte geeignet sind:

  1. das klassische Hotel für die Wildbiene
  2. die Lehmsteilwand für Wildbienen
  3. das kleine Sandarium für den Buddler
  4. die einfache Lösung für stängelliebende Selbstbauer
  5. die königliche Residenz für die Hummel
  6. das Quartier für den Schmetterling
  7. die Herberge für den Marienkäfer
  8. die Schwebfliegenlagune 

 

Exkurs: Hummelhäuser

Hummeln unterscheiden sich in den baulichen und standortbezogenen Bedürfnissen stark von den anderen Wildbienen. Dies liegt zum einen an ihrem größeren Platzbedarf, sind sie doch keine Einzelgänger, sondern es muss ein ganzes Volk von mehreren hundert Individuen ins Nest passen.

Zum anderen ist die Hummel mit ihrem Pelz an eher kühle Regionen angepasst (am Äquator findet man sie nicht) und kann sich auch in der Gemeinschaft immer gut wärmen. Schwieriger ist es für sie allerdings, ihr Nest kühl genug zu halten. Hierfür sucht sie natürlicherweise möglichst schattige, idealerweise unterirdische Nester. Warum darf ihr Nest nicht überhitzen? Weil sie wie die Honigbiene Waben aus Wachs baut und dieses bei zu hohen Temperaturen schmilzt. Damit werden nicht nur ihre Vorräte, sondern auch ihre Nachkommen vernichtet.

Aus diesen Gründen sind selbst gebaute oder gekaufte Hummelkästen immer am kältesten Ort des Gartens zu platzieren. Idealerweise sind sie von Mauern, Bäumen etc. beschattet. Bei sommerlichen Hitzewellen stellen erfahrene Hummelfreund*innen noch Sonnenschirme auf oder bringen von außen Kühlakkus an. Selbst können die Hummeln nur ihre Flügel als Ventilator benutzen, um Wind ins Nest zu fächern. Wir können sie hierbei unterstützen, in dem wir ihnen ein Haus mit möglichst vielen Lüftungslöchern anbieten.

Jede zusätzliche Öffnung des Kastens erhöht dabei allerdings die Gefahr, dass der Erzfeind der Hummeln, die Wachsmotte, ins Nest eindringt und das Volk vernichtet. Um dies zu verhindern, sollten alle Lüftungslöcher mit dem feinmaschigsten Gitter (z.B. Pfannen-Spritzschutz) versehen werden und der Eingang über eine sogenannte Wachsmottenklappe verfügen.