Selbst zum Imker werden

Das Imkern ist ein naturnahes und entschleunigendes Hobby, das immer mehr Freunde findet. Hier wollen wir Erfahrungen aus unserer Flowers4Bees-Imkerei teilen.

Überlegungen vor dem Start

Mit einem Bienenvolk hat man die Verantwortung für gut 50.000 Lebewesen – dieser Schritt will also wohl überlegt sein. Bevor du mit dem Aufbau einer Imkerei beginnst, solltest du dir einige Frage stellen wie z.B.

  • Was ist dein Ziel: geht es dir in erster Linie um den Honig-Ertrag oder willst du dich für den Schutz der Biene engagieren?
  • Wie willst du dich organisieren: kannst du die Betreuung der Bienen auf Dauer aus eigenen Kräften leisten oder musst du (Teile) auslagern?
  • Kannst du den Bienen einen geeigneten Standort anbieten oder musst du diesen noch finden?
  • Willst du die Imkerei in Zukunft zertifizieren (z.B. nach der EG Öko-VO) lassen?

Im Folgenden möchten wir die aufgeworfenen Themen weiter beleuchten.

Deine Motivation und Ziele

Werde dir darüber im Klaren, warum du privat oder innerhalb deiner Organisation eine Imkerei starten willst. Deine Ertragsorientierung hat direkte Auswirkungen auf die anzustrebende Größe der Imkerei und auch ihre Bewirtschaftung. Wenn du im größeren Stil Honig produzieren willst, plane auch seine Absatzwege gründlich. Wenn du aber wie wir bei Flowers4Bees die Biene und ihre Lebensweise näher kennenlernen, das Verständnis für Natur und Imkerei vergrößern und die Bestäubungsleistung lokal verbessern willst, dann ist für dich wie für uns der Honig nur eine süße Zusatzbelohnung für die getane Arbeit als Imker. Das Wohl der Biene sollte dann jederzeit im Vordergrund stehen und dich bei anstehenden Entscheidungen in der Bienenhaltung leiten.

So imkern echte Bienenfreunde

Als Bienenfreund stellt man sich der Biene in den Dienst und nicht umgekehrt. Ihren natürlichen Bedürfnissen wird bestmöglich entsprochen und ihr dauerhaftes Wohlergehen gefördert. In der Imkergemeinschaft sind verschiedene Philosophien entstanden, die jeweils auf ihre eigene Weise diesen Zielen entsprechen wollen; beispielhaft zu nennen sind hierbei die Prinzipien der wesensgemäßen Bienenhaltung von Mellifera e.V. oder der naturnahen Imkerei. Flowers4Bees lehnt sich an diese Haltungen an und imkert mit möglichst geringen Eingriffen in die Bienenvölker. Manipulationen der Königinnen (z.B. Beschneiden der Flügel, künstliche Befruchtung) werden abgelehnt, gegen die Varroamilbe werden ausschließlich nach Öko-Verordnung zugelassene biologische Säuren eingesetzt, die Verabreichung von anderen pharmazeutischen Präparaten findet nicht statt. Es wird in natürlichen Materialien (unlasierten Holzbeuten) geimkert, ein eigener Kreislauf auf der Basis von pestizidfreiem Wachs etabliert. Alle Völker haben die Möglichkeit, auch dem Naturwabenbau nachzugehen und sämtliche Königinnen sind standbegattet. Ihre Bienenstände bieten ihnen zahlreiche Futterquellen und einen Teil ihres kostbaren Honigs behalten Sie für Ihre eigenen Wintervorräte. Die Erträge aus dem geernteten Honig, setzen wir wiederum für unsere in der Vereinssatzung hinterlegten Ziele zum Schutz von Bestäubern ein – so lassen wir die Honigbienen nicht für uns, sondern für ihre wilden Cousinen arbeiten.

Organisation ist die halbe Miete

Die Arbeiten in der Imkerei sind sehr saisonal geprägt und unterschiedlich zeitintensiv. Gerade Anfänger benötigen für die Handgriffe und die anstehenden Entscheidungen natürlich länger als routinierte Imker. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es vor allem zu Beginn sehr hilfreich ist, in Zweierteams zu arbeiten. So können Aktionen bestmöglich zusammen durchdacht werden und man lernt optimal voneinander. Um zu sehen, wie unterschiedlich sich Bienen verhalten, macht es durchaus Sinn, mit mindestens zwei Völkern zu starten. Im Frühjahr und Sommer, wo die Bienen am aktivsten sind, sollte man bei zwei Völkern mit einem Arbeitseinsatz von ca. einer Stunde wöchentlich rechnen. Dies gilt natürlich auch für die Urlaubszeit – also sollte es immer Vertretungsregeln geben. In den anderen Jahreszeiten ist zwar weniger zu tun, aber es gibt immer noch Arbeit wie z.B. Honigabfüllung, Gesundheitsbehandlungen oder die Materialpflege.

Der richtige Standort für die Honigbienen

Für die Auswahl des richtigen Standorts einer Imkerei gibt es zwei entscheidende Kriterien: das Nahrungsangebot und die Bewertung lokaler Risikofaktoren. Bei der Einschätzung des vorhandenen Futters sollte ein Sammelradius von gut 3 km bedacht werden. Obstbäume oder blühende Kastanien und Linden sind z.B. gute Futterspender, werden jedoch vom Laien oftmals nicht als solche eingestuft. Rapsfelder, Parks, Privatgärten, Dachbegrünungen und blühende Hecken können ebenfalls sehr wertvoll sein. Vielfalt mit wechselnden Blühzeiten ist hierbei optimal. Das Nahrungsangebot wird jedoch zudem von der Bienendichte bestimmt – gibt es zu viele Bienenvölker auf kleinem Raum, wird der Sammelerfolg nachlassen und steigt gleichzeitig der Konkurrenzdruck auf Wildbienen und andere Bestäuber. Der Imker hat dann die Wahl, ob er mit seinen Völkern in andere blühende Gegenden wandert oder er zufüttert. Risiken für die Bienen bestehen insbesondere, wenn sie in Regionen intensiver Landwirtschaft beheimatet sind. Dies ist ein Grund dafür, dass immer mehr in der Stadt geimkert wird, wo die Pestizidbelastung niedriger und die Nahrung vielfältiger ist. Dieser Trend löst jedoch nicht das Problem der gerade auf dem Land auch benötigten Bestäubung für die Produktion von Lebensmitteln. Flowers4Bees setzt sich daher dafür ein, dass der Gartenbau sicher für die Bienen ist und sie sich sowohl in der Stadt als auch auf dem Land wohlfühlen.

Zertifizierung der Imkerei

Solltest du planen, die Imkerei z.B. mit dem Bio-Siegel zertifizieren zu lassen oder du dir diese Option grundsätzlich für die Zukunft offenhalten wollen, gibt es hier einige Tipps dazu. Für eine Bio-Imkerei sind ausschließlich Naturmaterialien zu verwenden, d.h. du solltest dich gleich für Holz- anstelle von Styroporbeuten entscheiden. Zum Schutz des unlasierten Holzes verwende am besten biologische Öle wie z.B. Leinöl. Wenn du deine Beuten und Flugbretter farblich markieren willst, können natürliche Wachsmalstifte eingesetzt werden. Wachs für Mittelwände kaufst du am besten mit der Auszeichnung pestizidfrei. Manipulationen der Königinnen (z.B. das Beschneiden ihrer Flügel) sind tabu, ebenso der Einsatz von Varroamedikamenten abgesehen von der Milch-, Ameisen- und Oxalsäure. Für eine erfolgreiche Zertifizierung ist der Standort so zu wählen, dass die Flächen im Umkreis möglichst extensiv bewirtschaftet werden. Zudem ist perspektivisch ein eigener Wachskreislauf zu etablieren oder reines Bio-Wachs zuzukaufen. Auch neue Königinnen oder ganze Völker sind im zertifizierten Zustand der Imkerei von anderen Bio-Imkern zu erwerben.

Das Bienen-ABC

Jedem Interessenten möchten wir unbedingt ans Herz legen, einen Kurs vor dem Start der Imkerei zu besuchen. Diese werden oftmals von lokalen Imkervereinen angeboten. Hier erhält man neben den Fakten zur Lebensweise, der Gesunderhaltung und Vermehrung von Bienenvölkern sowie der Honigproduktion wertvolle Tipps von Praktikern rund um notwendige Handgriffe und Reaktionsweisen eines Imkers. Gerade von den Erfahrungen der Anderen kann man profitieren und dieses Netzwerk auch im laufenden Betrieb immer wieder zurate ziehen. Grundsätzlich gilt, dass auch schon während des Kurses mit der Praxis gestartet werden kann. Für noch Unentschlossene, die gern zunächst einmal einen Blick in die Welt des Imkers werfen wollen, gibt es sogenannte „Imkerpatenschaften“, bei denen man das Bienenjahr zusammen mit dem Imker in den verschiedenen Stadien erleben kann. So kann durch die praktische Erfahrung und Hilfe eines erfahrenen Imkers die Entscheidung für oder gegen eine eigene Imkerei erleichtert werden.

Wir empfehlen dir außerdem dich mit den rechtlichen Aspekten der Bienenhaltung zu befassen. Der deutsche Imkerbund hat zu diesem Thema ein Merkblatt herausgebracht, mit welchem du dir eine Übersicht über Rechte und Pflichten des Bienenhalters in Deutschland verschaffen kannst.